Der NRW Ministerpräsident hat gestern verkündet, die Virusverbreitung verlangsamen zu wollen und sprach von einer Problemperspektive von 1-2 Jahren bis 60-70 % der Bevölkerung sich den Virus eingefangen haben.
Gleichzeitig hat der Remscheider Krisenstab getagt und die Stadt schreibt nun: „Es gilt, jede Art von sozialer Interaktion zu unterbinden, die in Zeiten des fortschreitenden Infektionsgeschehens verzichtbar ist.“, also werden nicht nur Schulen, Kitas, Kino und Theater, sondern auch das H2O und die Bücherei geschlossen. In die Kneipe soll man auch nicht mehr gehen, denn laut Prof. Drosten kann der Virus auch am Bierglas haften. Auch Merkel und Spahn zeigen sich inzwischen besorgt, nachdem sie anfänglich das Thema klein geredet haben.
Prof. Kekulé bleibt seiner Linie treu und hat ab heute seine „persönliche Alarmstufe für Deutschland von Gelb auf Orange erhöht. Auf seinem Blog nennt er 5 wichtige Regeln: https://www.kekule.com/blog/coronavirus-update/living-with-corona/
Ein Beispiel: er betrachtet jetzt öffentliche Innenbereiche als kontaminiert: „In öffentlichen Verkehrsmitteln, Gaststätten, Geschäften und anderen allgemein zugänglichen Innenbereichen können Coronaviren auf jeder Oberfläche sitzen. Wer von dort in seine eigenen vier Wände zurückkehrt, sollte äußere Kleidung und Hände als virusbelastet (kontaminiert) ansehen, also gleich den Mantel in die Garderobe hängen und die Hände waschen. Wenn auch die Haare kontaminiert sein könnten (etwa durch die Kopfstütze in der Bahn) sollten sie spätestens vor dem Zubettgehen gewaschen werden. Im Freien ist die Virusbelastung von Oberflächen dagegen geringer, weil die Erreger durch Umwelteinflüsse verdünnt und inaktiviert werden.“
Wie ernst die Lage wirklich ist, kann ich nicht beurteilen, aber glaubt man den Experten dann werden die nächsten 3-4 Monate nicht lustig. Wenn die Annahmen von der WHO stimmen, dann ist im Mai, Juni oder Juli mit dem Höhepunkt zu rechnen, dann wird wohl jeder zweite das Virus bereits haben. In Remscheid wären das rund 50.000 Menschen und 5% davon, also 2500 wären dann auf ein beatmetes Bett angewiesen, weil sie laut den Virologen schwer erkranken. Im Sana Klinikum gibt es derzeit vielleicht 10 freie Intensiv Betten, vielleicht auch nur 5. Aber das ist auch egal, denn wenn in Remscheid 2500 innerhalb von 14 Tagen notwendig sind und es nur eine Handvoll freier Betten gibt, dann ist klar was passiert, denn ohne Sauerstoff kein Leben. Und in Deutschland reden wir evtl. sogar von Millionen Menschen, die im schlimmsten Fall sterben könnten.
Vor dieser Herausforderung, die zwischen Mai und Juli auf uns wartet, stellt sich die Frage, reichen die bisherigen, halbherzigen Maßnahmen oder müssen wir mehr tun?
Der Bürgermeister der norditalienischen Stadt Bergamo, Giorgio Gori, schrieb am Dienstag einen dramatischen Tweet: “In der Realität gibt es aktuell keine Plätze auf den Intensivstationen mehr (es werden unter großer Mühe gerade neue geschaffen). Patienten, die nicht behandelt werden können, lässt man sterben.”
Und genau diese Situation werden wir im April oder Mai in NRW haben, wenn nicht genug getan wurde.
Wenn man der WHO glauben darf, hat China die Krankheit innerhalb weniger Monate eingedämmt und das Problem nicht auf 1-2 Jahre gestreckt, so wie es unsere Politiker planen, und damit wohl auch in der Wirtschaft großen Schaden anrichten werden
Hier sind sieben Dinge, die China richtig gemacht hat.
1.VOLLSTÄNDIGE REAKTION
Um eine hoch ansteckende Krankheit zu bekämpfen, besteht die erste und wichtigste Aufgabe darin, ihre Ausbreitung zu verhindern. Deshalb hat China am 23. Januar das Virus-Epizentrum Wuhan, in dem 10 Millionen Menschen leben, gesperrt. In ganz Hubei sahen sich bis zu 60 Millionen Menschen mit einer Art Ausreisebeschränkung konfrontiert.
Auf dem Höhepunkt der Krankheit benannte die Hauptstadt Wuhan in Hubei 86 Krankenhäuser zur Behandlung der Krankheit. Innerhalb von etwa zwei Wochen errichtete sie zwei Feldkrankenhäuser – Huoshenshan und Leishenshan -, um 2.600 Betten für die Schwerkranken bereitzustellen. Die Stadt fügte weitere 13.000 Betten in 16 öffentlichen Krankenhäusern für Menschen mit leichten Symptomen hinzu. Bei weitem sind alle 16 provisorischen Krankenhäuser geschlossen worden, da der Anstieg der Zahl der Fälle bereits beendet ist.
In ganz China werden Patienten mit Fieber, einem Schlüsselsymptom der Krankheit, in Fieberkliniken gebracht, um eine Kreuzinfektion zu verhindern. Infizierte Patienten werden je nach Schweregrad in ausgewiesene Krankenhäuser geschickt. Die Tests sind kostenlos, und die Behandlung wird von der Krankenversicherung übernommen.
2. MASSENMOBILISIERUNG
Im ganzen Land waren alle Mann an Deck.
Medizinische Ressourcen strömten nach Wuhan und in andere Städte in Hubei, die am stärksten vom Virus betroffen sind. Einen Tag nach der Abriegelung von Wuhan trafen 450 Militärärzte ein, um den Ärzten vor Ort zu helfen. Mit Abstand wurden etwa 42.000 medizinische Mitarbeiter aus anderen Teilen Chinas, einschließlich des Militärs, nach Hubei entsandt. Im Rahmen eines „Pairing-up-Support“-Systems schickten 19 Regionen auf Provinzebene Mediziner zur Unterstützung im Kampf gegen das Virus in Hubei. Jeder zehnte Spezialist auf der Intensivstation (ICU) in China wurde nach Hubei geschickt, um kritisch kranke Patienten zu behandeln.
In der Anfangsphase des Ausbruchs sahen sich die Mediziner mit einem schrecklichen Versorgungsengpass konfrontiert. Deshalb verlegten sich Fabriken, die zuvor Kleidungsstücke, Plastik und sogar Tofu herstellten, rasch auf die Produktion von Masken, auch wenn die Umstellung mit Kosten verbunden sein mag.
Für gewöhnliche Menschen ist eine zweiwöchige Quarantäne für jeden erforderlich, der in vom Virus betroffene Provinzen oder Länder gereist ist. Das chinesische Volk hielt sich an die Regeln der Regierung, schloss sich zu Hause ein und hielt die sozialen Distanzen in selbstloser Aufopferung ein, um Stabilität und öffentliche Gesundheit zu erhalten.
Große Städte wie Peking und Shanghai haben die „Volksverteidigung“ verstärkt und Notfallpläne aufgestellt. Gemeindemitarbeiter müssen Lebensmittel einkaufen gehen, Medikamente kaufen und andere Besorgungen für Familien machen, die den Quarantänebestimmungen gedient haben. An Arbeitsplätzen, öffentlichen Orten und in Wohngemeinschaften sind groß angelegte Körpertemperaturtests vorgeschrieben.
3. POLITISCHE ENTSCHLOSSENHEIT
Präsident Xi sagte, die Epidemie sei ein wichtiger Test für Chinas System und seine Fähigkeit zur Staatsführung.
Am 20. Januar ordnete Xi an, die Ausbreitung des Virus entschlossen einzudämmen, wobei er die Sicherheit und Gesundheit der Menschen zur obersten Priorität erklärte. Unter seinem Kommando führte China die umfassendsten und strengsten Präventions- und Kontrollmaßnahmen in einem Volkskrieg durch. Seit Januar stand die Reaktion auf die Epidemie auf der Tagesordnung einer Reihe von Führungssitzungen der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), die Xi leitete, darunter sieben Sitzungen des Ständigen Ausschusses des Politischen Vorstandes des KPCh-Zentralkomitees.
4. RECHTZEITIGE ANPASSUNG DER POLITIK
Um den Ausbruch einzudämmen, verlängerten die chinesischen Behörden die Neujahrsfeiertage und hielten die Schulen geschlossen. Im Februar kündigte China an, dass es die jährlichen Sitzungen der nationalen gesetzgebenden und politischen Beratungsgremien, ein Schlüsselereignis im politischen Kalender des Landes, verschieben wird.
Bis zum 29. Januar hatten alle Regionen auf Provinzebene auf dem chinesischen Festland eine Notfallreaktion auf höchster Ebene auf die Epidemie aktiviert, Massenveranstaltungen abgesagt, Fernbusse ausgesetzt und Touristenorte geschlossen. Als sich die Situation zu verbessern begann, ergriffen die Provinzen differenzierte Maßnahmen zur Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Aktivitäten inmitten der Präventionsarbeit.
5. LINDERUNG DER WIRTSCHAFTLICHEN SCHMERZEN BEI DER BEKÄMPFUNG VON KRANKHEITEN
Um die Wirtschaft auf Kurs zu halten, führten Ministerien und Kommunalverwaltungen eine Politik ein, die die landwirtschaftliche Produktion in der Frühjahrssaison sicherstellen, den Geschäftsbetrieb und die Beschäftigung erleichtern und spezifische Maßnahmen wie die vorläufige Senkung oder den Erlass der Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber vorsehen. Die Behörden haben die Verbraucherpreise stabil gehalten und die Preistreiberei bestraft. Der chinesische Staatsrat stellte eine neue Politik zur Unterstützung von Außenhandel und Investitionen vor. Zu den in Vorbereitung befindlichen Maßnahmen gehören eine kürzere Negativliste für ausländische Investitionen und mehr Außenhandelskredite von Finanzinstitutionen.
In China sind etwa 170 Millionen Wanderarbeiter auf dem Land außerhalb ihrer Heimatstädte beschäftigt, und es war eine große Herausforderung, sie nach dem Urlaub wieder an die Arbeit zu bringen. Die Unternehmen haben Busse, Hochgeschwindigkeitszüge und Flugzeuge gechartert, um sie sicher an ihren Arbeitsplatz zurückzubringen.
Während der Massenquarantäne geht das Leben so weit wie möglich online weiter. In China haben über 854 Millionen Menschen Zugang zum Internet. Mobile Zahlungs- und Expresszustelldienste sind allgegenwärtig und decken die täglichen Bedürfnisse inmitten der Epidemie. Die Zahl der Online-Meetings, die von Tencent Meeting am 10. Februar, als die meisten Unternehmen ihre Arbeit wieder aufnahmen, unterstützt wurden, stieg gegenüber der früheren täglichen Nutzung um das 100-fache. Auf zehn medizinischen Online-Plattformen in China sind täglich über 100.000 Ärzte online, und einige Plattformen bieten kostenlose Fragen und Antworten für Nutzer in Hubei.
6. TRANSPARENZ, KOORDINIERTES VORGEHEN
Im Inland wurden die mit dem Ausbruch befassten Beamten ständig von der Öffentlichkeit kontrolliert und unter Druck gesetzt, das Versprechen, die Menschen zu schützen, einzulösen. Auf der internationalen Bühne haben die chinesischen Behörden Transparenz und eine mit der Weltgemeinschaft koordinierte Reaktion geschworen. Am 12. Januar teilte China der Weltgesundheitsorganisation die Genomsequenzen des neuen Virus mit, nachdem es den Erreger am 7. Januar identifiziert hatte.
Bislang hat China mehrere Akten zur Seuchenbekämpfung sowie Diagnose- und Behandlungspläne mit über 100 Ländern und mehr als 10 internationalen und regionalen Organisationen ausgetauscht. Es stellte anderen vom Virus betroffenen Ländern, darunter Italien, die Republik Korea und Japan, medizinische Versorgungsgüter und Testkits zur Verfügung. China schickte auch medizinische Experten in den Iran, den Irak und nach Italien, um den Kampf gegen das Virus zu unterstützen.
7. MACHT DER WISSENSCHAFT, TECHNOLOGIE
Niemand wusste, wie die neue Krankheit zu behandeln ist. Wissenschaft und Technologie sind jedoch die mächtigste Waffe im Kampf der Menschheit gegen Krankheiten. Präsident Xi forderte eine beschleunigte Entwicklung neuartiger Testkits, Antikörper-Medikamente, Impfstoffe, Diagnose- und Behandlungspläne. Mehrere Medikamente, wie Chloroquinphosphat und Remdesivir, werden derzeit getestet. Mit der Genesungsplasma-Therapie wurde bereits experimentiert. Ein Impfstoff wird derzeit entwickelt.
Auch außerhalb der Forschungslabors und Krankenhausstationen hat sich die Technologie durchgesetzt, die das Leben einfacher und sicherer macht. In China haben Roboter Desinfektionsmittel gesprüht, Drohnen Temperaturen angenommen und Gesundheitscodes verbreitet.
Hangzhou war die erste chinesische Stadt, die QR-Codes für die medizinische Versorgung eingeführt hat. Die mit der mobilen Anwendung Alipay erstellten QR-Codes sind mit den elektronischen Gesundheitskarten und Sozialversicherungskarten der Benutzer verbunden und erleichtern alles von der Registrierung bis zur Medikamenteneinnahme. Anstatt Gesundheitsberichte auszufüllen, können die Einwohner nun die QR-Codes an den Kontrollpunkten der Gemeinde oder der Schnellstraße vorzeigen. Auf diese Weise können kontaktlose Kontrollen durchgeführt werden, um das Risiko der Virusübertragung zu verringern.
(Übersetzt mit deepl; Quelle: http://www.xinhuanet.com/english/2020-03/13/c_138875449.htm)
Natürlich kann man einen zentralistischen Staat nicht mit einer förderalen Republik vergleichen. Aber wenn ich mir nun diese 7 Maßnahmen anschaue, dann gewinne ich den Eindruck, dass weder Merkel, noch Spahn oder das RKI bisher genug Kompetenz und Willen gezeigt haben, um die Epidemie innerhalb weniger Monate einzudämmen. Eine Herdenimmunität in mehreren Wellen zu antizipieren und dabei das Leben von bis zu 2 Millionen Menschen zu riskieren, kann und darf nicht der Weg durch die Corona Krise sein.
Halbherziges Handeln wird die Ausbreitung nicht stoppen und kann trotzdem die Wirtschaft ruinieren. Ich folge deshalb Herrn Prof. Kekulé und stelle meine persönliche Krisenalarmstufe heute am 14.03.2020 auch von Gelb auf Orange.